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Blutkrebserkrankungen: Lymphome & Leukämien

Blutkrebs wird im Volksmund häufig mit Leukämie gleichgesetzt. Der Begriff Leukämie entstammt dem Griechischen und bedeutet „weißes Blut“. Aber nicht jede Blutkrebserkrankung ist eine Leukämie, es gibt noch andere Arten von Blutkrebs. Wichtig für die Unterscheidung ist der Ursprung der Erkrankung: Liegt er im blutbildenden System, handelt es sich um eine Leukämie, liegt er im lymphatischen System, muss strenggenommen von einem Lymphom gesprochen werden.

Für die Einteilung von Blutkrebserkrankungen kommt es darüber hinaus darauf an, welche Zelllinie im konkreten Fall betroffen ist – lymphatisch oder myeloisch (das Knochenmark betreffend) – und in welcher Geschwindigkeit sie voranschreiten – akuter oder chronischer Verlauf.

Die häufigste Form von Blutkrebs in Mitteleuropa ist die chronische lymphatische Leukämie (CLL). Sie zählt genau wie das diffuse großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL) und follikuläre Lymphom (FL) zu den Non-Hodgkin-Lymphomen (NHL). Die akute myeloische Leukämie (AML) ist die bei Erwachsenen am häufigsten auftretende akute Blutkrebsform.

Lymphome: Die chronische lymphatische Leukämie (CLL)

Was genau ist eine CLL?

Die chronische lymphatische Leukämie (CLL) entsteht nicht im Knochenmark, sondern nimmt ihren Anfang im lymphatischen System. Daher wird sie – trotz ihres Namens – den Lymphomen und nicht den Leukämien zugeordnet. Genauer gesagt stellt sie eine Unterform der so genannten Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) dar, zu denen mehr als 60 das lymphatische System betreffende Krebserkrankungen gezählt werden. Die bösartig veränderten Lymphomzellen sind aber auch immer im Blut zu finden (leukämischer Verlauf).

Bei der CLL kommt es zu einer krankhaften, unkontrollierten Vermehrung unreifer B-Lymphozyten, einer Untergruppe der weißen Blutzellen (Leukozyten), die aus der sogenannten lymphatischen Zelllinie hervorgehen. Die entarteten, unreifen Lymphozyten können ihre eigentliche Funktion der Immunabwehr nicht mehr erfüllen. Auch verdrängen sie die gesunden weißen Blutzellen und wandern vom lymphatischen System (Lymphknoten, Leber, Milz) ins Blut und Knochenmark. Im Knochenmark wird dadurch die Bildung von roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten) gehemmt.

Eine CLL wird meist zufällig im Rahmen von Routineuntersuchungen entdeckt, da die Betroffenen anfangs keine Beschwerden haben. Im Verlauf und vor allem im fortgeschrittenen Stadium kommt es durch den Mangel an funktionstüchtigen Leukozyten, Erythrozyten und Thrombozyten zu einer Verminderung der Leistungsfähigkeit und andauernder Müdigkeit sowie zu erhöhter Blutungsneigung und Infektanfälligkeit. Häufig sind Lymphknoten und Milz vergrößert.

Die CLL verläuft häufig schleichend – oft dauert es Jahre, bis sich Symptome bemerkbar machen. Ob jemals eine Therapie notwendig wird und wie genau diese aussieht, hängt von der Ausprägung der Erkrankung ab. Etwa ein Drittel der Patienten benötigt sofort eine Anti-Krebstherapie, ein Drittel erst zu einem späteren Zeitpunkt, ein Drittel kann ohne Behandlung mit der Erkrankung leben.

CLL in Deutschland

In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 5.600 Menschen an einer chronischen lymphatischen Leukämie. Männer sind häufiger betroffen als Frauen; die Betroffenen sind meist in einem fortgeschrittenen Alter zwischen 70 und 75 Jahren.

Die Ursachen einer CLL sind noch unklar. Neben dem Alter werden als Risikofaktoren gewisse Schadstoffe wie Asbest oder Pestizide diskutiert.

Diagnose und Therapie der CLL

Ausgangspunkt ist oft eine Verdachtsdiagnose, die sich im Rahmen einer Routineuntersuchung beim Hausarzt ergibt. Für einen genauen Befund wird der Patient zum Spezialisten, dem Hämatologen oder Onkologen, überwiesen. Unter anderem wird dieser die Anzahl der weißen Blutzellen überprüfen. Liegt neben anderen Merkmalen die Anzahl der B-Lymphozyten bei mehr als 5.000 pro Mikroliter, spricht man von einer chronischen lymphatischen Leukämie. Neben einem Differentialblutbild und einer körperlichen Untersuchung helfen dem Fachmann auch laborchemische Tests und die Sonographie dabei, die Diagnose CLL abzusichern.

Bei Menschen mit CLL kann heute mit modernen Therapieoptionen auch eine fortgeschrittene Erkrankung zurückgedrängt und ein weiteres Fortschreiten verzögert werden. In den letzten Jahren haben hier so genannte zielgerichtete (chemotherapiefreie) Behandlungsansätze – häufig als Kombinationstherapie – stark an Bedeutung gewonnen. 

Lymphome: Das diffuse großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL)

Was genau ist ein DLBCL?

Wie die CLL zählt auch das diffuse großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL) zu den Non-Hodgkin-Lymphomen (NHL). Diese Gruppe umfasst ca. 60 das lymphatische System betreffende Blutkrebserkrankungen. Das DLBCL ist die häufigste Unterform. Es schreitet schnell voran und gehört zu den aggressiv verlaufenden Lymphomen.

Bei einem DLBCL kommt es zu einer kranhaften Veränderung der B-Lymphozyten, also einer Untergruppe der weißen Blutzellen (Leukozyten). Es zeichnet sich durch verschiedene Merkmale aus, die die veränderten B-Zellen und auch deren Wachstumsmuster betreffen: Die Krebszellen sind im Vergleich zu gesunden B-Lymphozyten mehr als zweifach vergrößert. Bei Betrachtung der Krebszellen durch ein Mikroskop sind diese zudem gleichmäßig im Gewebe verteilt bzw. bilden keine abgegrenzten Zellhaufen (diffuses Wachstumsmuster).

Ein DLBCL zeigt sich zunächst durch vergrößerte Lymphknoten im Hals- und Nackenbereich. Auch unter den Achseln, am Bauch und in der Leistengegend können diese tastbar sein. In diesen Bereichen vermehren sich die krankhaft veränderten B-Lymphozyten. Im weiteren Verlauf kann die Ausbreitung der Krebszellen im Knochenmark zu einer Störung der Blutbildung führen. Dies kann sich in Abgeschlagenheit, Müdigkeit oder einer Blutungsneigung äußern. Auch sogenannte B-Symptome können auftreten: dazu gehören beispielsweise Fieber, Nachtschweiß sowie eine rasche und starke Gewichtsabnahme.

DLBCL in Deutschland

Jährlich erhalten in Deutschland 7 von 100.000 Menschen die Diagnose DLBCL. Damit ist es das häufigste Lymphom bei Erwachsenen. Das Erkrankungsalter liegt durchschnittlich etwa bei 70 Jahren, allerdings können auch jüngere Menschen betroffen sein. Männer betrifft die Erkrankung etwas häufiger als Frauen.

Als Ursache für die Entstehung eines DLBCL werden genetische Veränderungen angesehen, die in den B-Lymphozyten stattfinden. Dabei scheinen verschiedene Faktoren, wie der Kontakt mit chemischen Schadstoffen, Autoimmunerkrankungen bzw. eine Fehlfunktion des Immunsystems oder auch Infektionen das Risiko für die Entstehung von Lymphomen zu erhöhen. Eine genetische Veranlagung scheint ebenfalls eine Rolle zu spielen. 

Diagnose und Therapie des DLBCL

Häufig sind die Symptome beim DLBCL zunächst unspezifisch, also nicht einem konkreten Krankheitsbild zuzuordnen. Die vergrößerten Lymphknoten sind meist nicht schmerzempfindlich und werden daher oft erst spät entdeckt. Bei Verdacht auf DLBCL erfolgt eine gründliche Befragung zu den Beschwerden durch den Hausarzt (Anamnese). Ein „großes Blutbild“ kann Hinweise darauf geben, ob die Zusammensetzung des Blutes verändert ist. Werden andere Ursachen, wie z. B. Infektionen, für die Lymphknotenvergrößerung ausgeschlossen, wird in einem chirurgischen Eingriff Gewebe des Lymphknotens entnommen und unter dem Mikroskop untersucht.

Zwei Drittel aller Patienten können mit der ersten Therapie geheilt werden. Die Chance auf Heilung bzw. Überleben sinkt aber mit jedem weiteren Therapieversuch. Für Patienten, die nicht auf die Behandlung ansprechen oder einen Rückfall erleiden, waren die Therapiemöglichkeiten bisher begrenzt. Mittlerweile stehen aber auch für diese Gruppe innovative Behandlungen zur Verfügung.

Lymphome: Das follikuläre Lymphom (FL)

Was genau ist ein FL?

Wie die CLL und das DLBCL zählt auch das follikuläre Lymphom (FL) zu den Non-Hodgkin-Lymphomen (NHL). Das FL ist das häufigste indolente, d.h. langsam wachsende, Non-Hodgkin-Lymphom in Westeuropa und den USA. Es macht 20 bis 35 Prozent aller neu diagnostizierten NHLs aus.

Bei dem FL sind die B-Lymphozyten krankhaft verändert. Die B-Lymphozyten als Untergruppe der weißen Blutzellen (Leukozyten) stellen normalerweise als Zellen des Immunsystems Antikörper her und haben einen wichtigen Anteil an der körpereigenen Immunantwort. Die kranken Zellen ordnen sich in den Follikeln (lat. „Hülle“) der Lymphknoten in kreisförmigen Mustern an.

Die Krankheit kann über längere Zeit ohne Beschwerden bestehen. Das Hauptsymptom sind langsam voranschreitende Lymphknotenschwellungen. Weitere Anzeichen sind Gewichtsverlust, Kurzatmigkeit, Fieber, Fatigue oder Nachtschweiß. Meist ist ein Zufallsbefund oder die Entdeckung von geschwollenen Lymphknoten und der darauffolgende Besuch beim Onkologen Grund für die Diagnose der Krankheit, häufig dann im fortgeschrittenen Stadium.

FL in Deutschland

Jährlich erhalten in Deutschland 3 bis 5 von 100.000 Menschen die Diagnose FL. Das Erkrankungsalter liegt durchschnittlich etwa bei 60 bis 65 Jahren. Frauen betrifft die Erkrankung etwas häufiger als Männer.

Bestimmte Risikofaktoren können mit einem FL in Verbindung gebracht werden. Epidemiologische Studien zeigen z.B. ein 1,5-fach bzw. 2-fach erhöhtes Risiko für die Entstehung eines FL, wenn im familiären Umfeld bereits Non-Hodgkin-Lymphome aufgetreten sind. Weitere Faktoren wie Rauchen (aktiv oder passiv) oder eine berufliche Belastung durch Benzol oder Pestizide (wie z.B. bei Lackiererarbeiten) wurden ebenfalls mit einem FL in Verbindung gebracht.

Diagnose und Therapie des FL

Je nach Symptomatik und Auftreten der Erkrankung wird das FL in den aktuellen Klassifikationen der World Health Organization (WHO) in die Grade 1,2, 3 A und 3 B unterteilt. Die Grade 1 bis 3 A gehören zu der Gruppe der indolenten Lymphome und werden zum klassischen Typ gezählt. Ein FL mit dem Grad 3 B repräsentiert 3 bis 7 Prozent der NHL und wird wie ein aggressives Lymphom therapiert.

Sofern ein Verdacht auf ein FL besteht, erfolgt eine gründliche Anamnese. Neben der körperlichen Untersuchung wird das Blut untersucht sowie durch einen chirurgischen Eingriff Gewebe des Lymphknotens entnommen, welches unter dem Mikroskop analysiert wird. Ergänzend werden bildgebende Verfahren angewendet.  

Bei fehlender Symptomatik werden Patienten mit klassischem FL im fortgeschrittenem Stadium III und IV einer „Watch & Wait“ Strategie zugeführt. Das bedeutet, dass eine medikamentöse Therapie erst nach Auftreten von Symptomen initiiert wird, auch wenn die Diagnose bereits erfolgt ist. Der Grund dafür ist, dass gezeigt werden konnte, dass eine frühzeitige Therapie bei symptomfreier fortgeschrittener Erkrankung keinen Einfluss auf die Prognose der Patienten hat.

Während in der Erst- und Zweitlinientherapie in vielen Fällen eine Immunchemotherapie als Standardtherapie empfohlen wird, gibt es bei wiederkehrender Erkrankung keinen Standard. Hier stehen mittlerweile auch innovative Therapieoptionen zur Verfügung.

Leukämien: Die akute myeloische Leukämie (AML)

Was genau ist eine AML?

Bei einer akuten myeloischen Leukämie (AML) kommt es zu einer Veränderung des Erbguts in Vorstufen sogenannter myeloischer Zellen im Knochenmark, aus denen u. a. Vorstufen der weißen Blutzellen entstehen. In der Folge kommt es zu einer unkontrollierten Teilung und schnellen Vermehrung unreifer, nicht funktionsfähiger weißer Blutzellen im Knochenmark. Letztendlich kommt es zu einer starken Beeinträchtigung der gesamten Blutbildung durch Verdrängung gesunder Zellen. Dies bedingt eine entsprechende Symptomatik: Das Fehlen roter Blutkörperchen verursacht Atemnot, Abgeschlagenheit und eine verminderte Leistungsfähigkeit. Der Mangel an funktionstüchtigen weißen Blutzellen beeinträchtigt die Immunabwehr bzw. es kommt gehäuft zu Infekten und Entzündungen. Zudem können sich die entarteten, funktionslosen Zellen über das Blut und das lymphatische System im Körper ausbreiten und zum Beispiel an den Organen Schäden verursachen.

Bei einer AML-Diagnose lautet die Devise „Gefahr im Verzug“. Denn unbehandelt kann ein Mensch die Erkrankung nur wenige Wochen oder Monate überleben. Die Symptome verschlimmern sich oftmals innerhalb weniger Tage.

AML in Deutschland

Wie die CLL betrifft auch die AML überwiegend ältere Menschen: Zum Zeitpunkt der Diagnose beträgt das durchschnittliche Alter 72 Jahre. Pro 100.000 Einwohnern treten pro Jahr etwa 3,7 Fälle dieser Leukämieform auf. Die Gründe für die im Erbgut der myeloischen Vorläuferzellen auftretenden Veränderungen sind noch nicht hinlänglich bekannt. Es steht aber fest, dass es sich nicht um eine Erbkrankheit handelt, sondern die genetischen Veränderungen im Laufe des Lebens entstehen. Hinzu kommen gewisse Risikofaktoren, die die Erkrankungswahrscheinlichkeit erhöhen: Dazu zählen Nikotingenuss, Kontakt mit bestimmten Chemikalien und ionisierende Strahlung.

Diagnose und Therapie der AML

Liegt der Verdacht für eine AML-Erkrankung vor, wird zunächst ein Blutbild erstellt. Finden sich hier Hinweise auf eine AML (u. a. viele unreife Zellen im Blut), erfolgt die Entnahme und genaue Analyse einer Knochenmarkprobe.

Der Verlauf der Erkrankung und auch die Wirksamkeit von AML-Therapien wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Neben dem Alter der erkrankten Person und ihrem körperlichen Zustand bzw. bereits bestehenden Erkrankungen spielen genetische Veränderungen eine große Rolle. Auf Basis der entnommenen Knochenmarkprobe werden die erkrankten Zellen im Labor daher in Hinblick auf ihre äußeren Merkmale (Morphologie) sowie mögliche genetische Auffälligkeiten analysiert. So wird vor Therapiebeginn ein genaues Bild der vorliegenden AML-Unterform gezeichnet.

Während sich die Behandlungsmöglichkeiten für jüngere, fitte AML-Patienten durch intensive Chemotherapien und Stammzelltransplantationen schon seit längerem verbessert hatten, waren die Behandlungsoptionen für ältere oder gebrechliche Menschen mit AML lange Zeit sehr begrenzt. Nach jahrzehntelangem Stillstand stehen nun aber auch hier moderne Kombinationstherapien zur Verfügung, die die Krankheit besser kontrollieren als bislang für diese Patientengruppe eingesetzte niedrig dosierte Chemotherapien.

Sie möchten mehr über Lymphome und Leukämien wissen?

Sie selbst sind bzw. eine Person, die Ihnen nahesteht, ist an einem Lymphom oder einer Leukämie erkrankt? Dann finden Sie auf den Seiten von AbbVie Care weitere Informationen sowie Hilfsangebote rund um die CLL, das DLBCL und die AML.

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